Da der Drehtag kaum zwei Wochen auf die Anfrage folgte, begab ich mich noch vor der Beauftragung und Vertragsunterzeichnung auf die Suche nach einem geeigneten Boot auf Willhaben bzw. prüfte die Bäume auf unserem Gelände auf deren Verwendbarkeit. Ich fand eine rund 60 Jahre alte ausgediente Holzzille, die in Oberösterreich in einem aufgelassenen Bauernhof lagerte und für unsere Zwecke wie geschaffen war. Sie soll früher lt. Auskunft des Besitzers dazu gedient haben, während der alljährlichen Hochwässer das Vieh auf den Weiden zu versorgen, befindet sich der Hof doch im Bereich eines Überschwemmungsgebietes.
Allerdings hatte die Filmfirma selbst eine alte Jolle im Internet gefunden, welche sie favorisierte. Es galt also, so schnell wie möglich an ein geeignetes Boot heranzukommen und dieses in jenen Baum zu heben, der in der Zwischenzeit gemeinsam mit der Produktionsleitung ausgesucht und von mir dafür vorbereitet worden war. Es handelte sich um einen Götterbaum mit zwei kräftigen, fast horizontalen Ästen, die das Boot sozusagen wie zwei Arme tragen sollten.
Als ich die besagte Jolle in einem abgelegenen Hof in Bayern bei Regen und Finsternis besichtigte, war sofort klar, dass diese für meinen Anhänger viel zu groß war und sich auch nie und nimmer auf den Götterbaum hieven lassen würde. Zudem gab es keine Zufahrtsmöglichkeit zu dem Schuppen, in welchem das gute alte Stück aufgebockt war. Also überließ ich die alte Jolle ihrem Schicksal, war froh, die Holzzille reserviert zu haben und holte diese kurzerhand am Rückweg ab. Übers Wochenende wurde das verwitterte Boot mit blauer Farbe gestrichen, damit es sich stärker von seiner künftigen Umgebung abhebt. Aus alten Türen, Vorhängen, Sprossenfenstern und Rudern wurde eine Art Kajüte gezimmert, und ein befreundeter Bauer hob das Boot geschickt mit seinem Kran auf die von mir vorbereitete Unterkonstruktion, auf der es seither wie gestrandet in über sechs Metern Höhe im Geäst liegt, als wäre es von einem ungeheuren Hochwasser dort abgesetzt worden.
Die Dreharbeiten dauerten fast den ganzen Tag, da sie mit einer weiteren Szene für das Werbevideo begannen, welche schon frühmorgens in unserer Wohnung gedreht wurde. Auch für meinen Sohn Felix, der selbst für die Rolle des Kapitäns im Video gecastet worden war, stellte dieses Treiben ein eindrucksvolles Erlebnis dar. Mehrere Kastenwägen voll mit Material standen übers Gelände verteilt herum. Ungefähr 15 Personen, von der Maskenbildnerin bis zum Lichttechniker, waren eifrig am Werk, während die einzelnen Szenen unter den Anweisungen des Regisseurs wieder und wieder gedreht wurden, bis dieser endlich zufrieden und alles im Kasten war.